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Dietmar, Nils & SAAB 96

Year: 1969 - Power: 65 HP
Maximum speed: approx. 130 km/h

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Als Nils von Cars & Types erfuhr, war sofort klar, dass sein SAAB 96 hier ebenfalls erscheinen sollte. Zumal die Geschichte, wie er bzw. sein Vater zu dem Fahrzeug kam, wirklich interessant ist.

Nils Vater Dietmar arbeitete seinerzeit als Interior-Designer bei Opel bzw. General Motors Europe (GME), als ein neuer SAAB 9-5 in der Planung war. Die schwedische Traditionsmarke gehörte von 2000 bis 2010 zu der US-Gruppe, zu der bis zum Verkauf an PSA im Jahre 2017 ja auch Opel gehörte.

Das Projekt ging nach Schweden und das dortige Team brauchte Unterstützung. Und Dietmar brauchte einen Tapetenwechsel. So kam es zu vielen mehrwöchentlichen Aufenthalten in Schweden, die sich über den ganzen Sommer hinzogen. Er bezog ein Appartement in Göteborg, da das Design-Studio dort war. Da das Produktions- und Engineering-Team in Trollhättan waren, musste er fast täglich 200 km (Hin- und Rückfahrt) pendeln.

Es gab drei alternative Routen von Autobahn-ähnlich über die neue E 45 bis zur „alten“ 45. die sich rechtsseitig des Göta Alv von der Westküste bis nach Trollhättan und an Trollhättan vorbei zieht. Diese alte gewundene Straße vorbei an Gehöften, Weiden und kleinen Ortschaften und Bushaltestellen an denen man morgens die wartenden Schulkinder sieht, hatte ihren eigenen Reiz. Obwohl die Fahrt etwas länger dauerte, kam Dietmar entspannter an.

Dietmar gefiel das Land so gut, dass er auch seinen Urlaub dort verbringen wollte, in dem er Nils  all das zeigen wollte, was er so im Laufe der Zeit entdeckt hatte.

Zwar stellte GME Dietmar für die Geschäftsreisen zwischen Göteborg und Trollhättan ein Auto zur Verfügung, während des geplanten Vater-Sohn-Urlaubs durfte er das Fahrzeug jedoch leider (bzw. zum Glück, wie sich im weiteren herausstellen wird) nicht nutzen.

Die naheliegende Lösung war, ein Auto bei AVIS anzumieten. Wobei dort ein Kompaktwagen schnell 4-500 Euro für 2 Wochen kosten würde. Und wo läge der Reiz? So kam Dietmar eines Nachts auf die Idee, ein billiges, möglichst schwedisches Auto zu kaufen, um es nach Ende seines Schweden-Einsatzes wieder abzustoßen. Ein Kollege, dem er die Idee am nächsten Tag vortrug, lieferte unverzüglich Vorschläge von diversen Volvos, Opels, einem Mini, einem Mercedes bis hin zu einem SAAB.

Irgendwie hatte der SAAB 96 für Dietmar den größten Charme und den schwedischsten Touch. Was hätte auch passender sein können, wenn man schon an einem bzw. für SAAB arbeitet? Da der Wagen nicht weit von Göteborg angeboten wurde, wurde schnell ein Besichtigungstermin vereinbart, zu dem Dietmar mit seinem Kollegen Daniel fuhr.

Das Auto und der Noch-Besitzer zeigten sich von ihrer besten Seite. Und schon bei der Probefahrt an dem regnerischen Juli-Abend brachte der Wagen Dietmar zum Lachen. Ein so elementares Gefühl von Fortbewegung hatte er lange nicht mehr gespürt. Dass Daniel Dietmar noch einige interessante Geschichten und Informationen zu dem SAAB nennen konnte, war der schnell entstandenen Kaufabsicht nicht abträglich. Und wie könnte man einem Auto mit Lenkradschaltung und deutlich mehr Fuß- als Schulterraum widerstehen? All die schönen alten Instrumente mit dem Flugzeuglogo, und wie die Seitenscheiben nach unten verschwanden... 2 Tage später stand der Entschluss fest. Der SAAB sollte es sein!

Bei Nils erstem Besuch in Schweden besuchten er und sein Vater gemeinsam Lennart, den Verkäufer des alten SAAB. Nils wusste von nichts. Wir wollten ihm angeblich nur kurz einen alten SAAB in der Garage zeigen. Als Dietmar den Wagen bezahlte, war die Überraschung perfekt. Mitnehmen konnten sie ihn nicht gleich. Und bis zu Nils nächstem Besuch bei Papa galt es „nur“ noch eine schwedische Sozialvers.Nr. zu erhalten. Die ist nämlich für eine Versicherung in Schweden nötig. Und diese war wiederum für die legale Bewegung des Wagens notwendig. Als auch diese Hürde genommen war, holte Dietmar den SAAB mit einem Kollegen in Stora Höga ab.

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Nun konnte der Urlaub kommen, den Dietmar wie geplant mit Nils verbrachte. Natürlich drehte sich vieles um den alten SAAB. Nils mochte nicht den Liseberg (Freizeitpark in Göteborg) besuchen. Nein, er wollte lieber Schrottplätze nach brauchbaren Teilen für das neu erworbene Auto durchstöbern. Und von denen gab es tatsächlich noch einige in Schweden. Sie besuchten 2 Mal das SAAB-Treffen an den Schleusen von Trollhättan. Sie machten Ausflüge zur Küste oder zum Vännernsee und lernten viele nette Leute kennen, die sie mit in einem Auto von AVIS niemals kennengelernt hätten.

Z.B. Hubert, den SAAB-begeisterten deutschen Ruheständler, der sich nicht weit von Trollhättan, niedergelassen hatte. Mit ihm tauschen Dietmar und Nils in der Folge die Stoßdämpfer, entlüften die Bremsen und fahren zu einem Ersatzteilhändler. Er trifft dort Bengt Erik Stroem, ehemaliges Mitglied des SAAB WM Rallyteams in den 60ern, der als Mechaniker u.a. das Siegerauto der Rallye Monte Carlo 1963 betreut hatte. Dass es solche Werkstätten noch gab: Hühner und Katzen liefen über die Werkbänke, während Bengt Erik mit einem Kollegen V8er- und V4er-Motoren reparierte oder frisierte. 

Dietmar war mittlerweile so verliebt in den SAAB, dass er trotz des zur Verfügung gestellten Fahrzeuges seines Arbeitgebers den Wagen hin und wieder auch zum Pendeln zwischen Göteborg und Trollhättan nutzte. An diesen Tagen kam er immer gut gelaunt an.

Am Ende kamen etwa 3500 km zusammen, die Dietmar, Nils und der SAAB in Schweden zurücklegten. Und Nils flog mit dem Gefühl nach Hause, dass der SAAB nachkommen würde. Papa würde ihn nach seinem Einsatz in Schweden bestimmt mit nach Deutschland bringen...

Papa musste allerdings noch etwas mit sich ringen. Aber am Ende kam es tatsächlich so, obwohl Dietmar wusste, dass noch viel Zeit und Arbeit zu investieren wäre. Aber nach so vielen schönen gemeinsamen Erlebnissen konnte er sich von dem betagten Gefährten einfach nicht mehr trennen.

So wurde auch die Heimreise noch zu einem besonderen Erlebnis. Vollgeladen mit dem Gepäck der letzten Monate trug ihn der V4 tapfer nach Hause. Wie könnte man eine Geschäftsreise nach Schweden auch besser beenden, als mit einem klassischen SAAB nach Hause zu reisen? Der Wagen ist ein Sympathieträger, wie nur ein Oldie einer sein kann. Sogar die nette Dame am Ticketschalter in Helsingborg hatte in genau diesem Modell ihren Führerschein gemacht und begann zu Schwärmen. Dietmar und der SAAB machten die Tour in 2 Etappen. Vom Hotelzimmer in Norddeutschland konnte er den Wagen im Hof stehen sehen. In Deutschland angekommen, wurden es am Ende 8000 gemeinsame km seit dem Kauf.

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Bevor die Teile noch schwerer zu finden sind und es noch weniger Menschen gibt, die sich mit alten SAABs auskennen suchte Dietmar eine kompetente Werkstatt für das Projekt Zulassung in Deutschland und idealerweise ein H-Kennzeichen. Eine Restauration sollte es nicht sein. Das hätte das Budget nicht zulassen. Gefunden hat Dietmar diese Werkstatt dann in Frankfurt. Hier wurden diverse Löcher im Boden versiegelt, neue Bremsen eingebaut und einen Satz frische Reifen aufgezogen. Und wieder lernte er nette Menschen kennen, die die Arbeiten mit viel Know-How und Enthusiasmus ausführten.

Die Restauration ist wahrscheinlich nur aufgeschoben. Nils wird sich vermutlich daran wagen, sobald die richtige Zeit gekommen ist, da ist sich Dietmar sicher. Da es im Leben um Erinnerungen, Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen geht, bringt ihn eine Fahrt im alten SAAB immer wieder zum Schmunzeln.

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Zu Nils 18. Geburtstag ging der SAAB in seinen Besitz über. Zunächst war er sein einziges Auto, aber aufgrund der Bedenken seitens Mutter und Oma bezüglich der Sicherheit eines so alten Autos wurde als Alltagsauto noch ein Skoda Roomster angeschafft. Und dass, obwohl der SAAB 96 seinerzeit eines der sichersten Autos war. Die A-Säule reicht bis auf die Rahmenstruktur am Vorderrad und führte dazu, dass SAAB während einiger Rallyes keinen zusätzlichen Überrollkäfig einabuen musste. Auch das runde Dach erwies sich in einigen (Un-) Fällen als hilfreich. Nach einem Überschlag ließ sich der SAAB von Rallyefans am Streckenrand leicht wieder auf die Räder rollen. Da SAAB aufgrund der Ungläubigkeit der Rallyeorganisation einmal fast der Sieg wegen unerlaubten Hilfsmitteln aberkannt wurde, führten sie die Überschlagsaktion einfach auf dem Podium vor. Unter folgendem externen Link findet sich ein interessanter Kurzfilm über SAABs Rallyehistorie, leider nur auf ungarisch: automotor.hu.  Die beiden Damen konnte Nils mit dieser Information dennoch nicht umstimmen, wobei er auch mit seinem Skoda sehr glücklich ist. Der SAAB wird von Nils trotzdem genutzt, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt.

So nahm er beispielsweise zweimal gemeinsam mit seiner ebenfalls bei Opel als Interior-Designerin arbeitenden Mutter an der Designer-Rallye Crossroads teil, einem privaten Event, das von der Designagentur Kiska bei Salzburg organisiert wird. Zwei Tage lang wird mit verschiedensten Autos (solange cool) durch die österreichischen Alpen gefahren. Highlights der letzten Tour waren Nockalmstraße und Großglockner Pass - da haben die Bremsen angefangen zu qualmen. Trotz exklusiver Teilnehmerfahrzeuge wie Ford GT, Aston Martin DB7, McLaren 570 u.a. war der SAAB immer einer der Publikumslieblinge.

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Eine weitere große Tour unternahm Nils, als er auf Einladung einer Freundin mit dem Auto non-stop nach Apt (Provence) fuhr. Von dort aus fuhr er mit zwei weiteren Freunden über die Cote Azur, inkl. der Grand-Prix-Strecke in Monaco, nach Mailand weiter und später über den alten Gotthard Pass nach Zürich und wieder nach Hause. Insgesamt fuhren sein SAAB und er ca. 2000 km in 7 Tagen. Mit Ausnahme einer 30-minütigen Zwangspause wegen Überhitzen des Motors im Genfer Berufsverkehr lief er wie am Schnürrchen.

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Zur Zeit steht der SAAB wohlbehütet in der Garage von Nils Oma. Ansonsten regnet es nämlich rein. Das Leck hat Nils auch nach 3 Versuchen mit Gartenschlauch, Eimer und Co. noch nicht ausfindig machen können. Im Frühjahr geht die Suche wohl weiter.

Nachfolgend der Cars&Types-Steckbrief „CAR":

Baujahr: 1969
Anzahl Zylinder und Bauform: V4 (Ford Motor)
Hubraum und Leistung: Zitat: "unwichtig (ich glaube 1,5 Liter,  65 PS)"  
Getriebe: 4 Gang, Lenkradschaltung, mit Freilauf
Höchstgeschwindigkeit: Zitat: "ab 110 km/h klingt er ungesund... Mit Freilauf bergab knacken wir aber auch mal die 130 km/h"
Farbe: silversand
km-Stand: ca. 280.000 oder 380.000 km (der Kilometerzähler hat nur 5 Stellen)
Zustand: Originalzustand mit diversen nachklackierten Teilen, nur so weit restauriert, dass er TÜV bekommt
In meinem Besitz: seit 2008 (im Besitz von Vater Daniel, s.o.)
Warum genau dieses Fahrzeug: siehe Geschichte oben
Nutzung: zu selten
Längste und schönste Reise mit dem Auto: Provence und Grand Prix-Strecke in Monaco
Das Auto würde ich hergeben, wenn: Zitat: "niemals!“

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Cars&Types-Steckbrief „TYPE“:

Baujahr: 1993
Aktivität: Marketing & Communications Executive in Tech-Startup
Weitere Fahrzeuge: Skoda Roomster (seit seiner Vorstellung 2006 mein Traumwagen „der Moderne“)
Erstes Auto: der hier vorgestellte SAAB 96
Bislang unerfüllter Fahrzeugtraum: im Rallyewagen über Schotter heizen

Nils Vater Dietmar wechselte später noch zu Volkswagen und ist mittlerweile als Maler in Schottland tätig. Obwohl er früher viele Auto- und Motorsportmotive auf Leinwand festhielt, widmet er sich nun vornehmlich der Landschaftsmalerei. 

Ein Bericht über seine tolle automobile Kunst ist in Planung. Das ein oder andere Bild ist sicherlich durch seine Zeit in Schweden und den hier vorgestellten SAAB 96 beeinflusst. Interessierte können sich bereits jetzt unter folgendem externen Link informieren: www.fingerpainting.de 

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